Hintergrundgeschichte
Weder Stanford noch Furch fertigen zur Zeit noch akustische Bässe. Es waren einfach hochpreisige Modelle, die sich in der Konkurrenz mit den Billigbässen aus China, die u.a. das Branding Fender, Ibanez, Ortega oder Warwick tragen, nicht durchsetzen konnten. Und weil die meisten Musiker aufs Geld anstatt auf die Qualität achten, gibt es diese beiden Bässe nicht mehr zu kaufen und damit geht den Musikern der Spielgenuss besserer Instrumente verloren.
Ich will jetzt per sé nicht über Chinaware lästern, denn dort wird inzwischen sauber und präzise gearbeitet. Ich hatte z.B. den Vergleich mit einem in Deutschland gefertigten Alien-Bass von Warwick und einem in China produzierte Takamine- sowie LAG-Bass. Warwick hat daher richtig entschieden, seine Alien-Bässe jetzt konsequent in China fertigen zu lassen. Die saubere Verarbeitung der Instrumente in Fernost hat mich einfach überzeugt. Deutschland kann leider nicht mehr konkurrieren und ist vor allem maschinell im Mittelalter anzusiedeln. Ich will damit aber nicht sagen, dass richtige Handwerkskunst aus Deutschland keine Zukunft mehr hat. Aber für die vorliegende Chinaqualität um 700 € würde ein Bass in Deutschland gefertigt wenigstens 3.000 € oder mehr kosten. Daher bin ich sehr froh, noch einen neuen Stanford made in UK ergattert zu haben. Und sollte mir einmal ein Furch-Bass aus Tschechien über den Weg laufen, werde ich diesen sicher sofort in meine Sammlung aufnehmen.
Modifikation
Der Freted Fünfsaiter aus dem Hause Stanford wurde von mir etwas modifiziert. Einmal habe ich die von der Qualität wirklich miserablen chromfarbenen Tuner gegen mattschwarze Locking-Tuner von Göldo ausgetauscht, weil diese zu 100 % baugleich sind. Ich hätte natürlich lieber Schaller-Mechaniken verwandt. Leider waren die Maße nicht ganz identisch. In weiterer Hinsicht einer Modifikation ersetzte ich die tiefe H-Saite (B) gegen eine hohe H-Saite (B oder wahlweise auch C). Dazu musste ein neuer Knochensattel maßgefertigt werden. Diese Arbeit hat mein guter Freund und Instrumentenbauer Claus Nagel für mich erledigt.
Die tiefe H-Saite macht auf akustischen Bässen nicht wirklich Sinn, weil einfach der Resonanzraum für die Entfaltung dieser tiefen Töne fehlt. Das ist bei Kontrabässen mitnichten der Fall. Hier macht das tiefe H Sinn und ist inzwischen auch in allen klassischen Orchestern die Regel. Aus meiner Erfahrung heraus spielen diese tiefen Töne der H-Saite in der Praxis akustischer Gitarren und Bässe kaum eine Rolle. Wer für ein Stück unbedingt ein tiefes D braucht, kann die E-Saite einen Ton tiefer stimmen. Soviel Transponierung kann man von einem Musiker erwarten. Der nächste ganze Ton C ist in der Pop- und Rockmusik ohnehin kaum in Verwendung. Wozu dann ein tiefes C? Das B oder H ist hingegen häufiger in Gebrauch, aber dann schon so tief, ca. 30 Hz, dass man den Ton schon fast Resonanz bedingt nicht mehr richtig hört, eher vermutet. Völliger Unsinn also!
Die hohe H-Saite erweitert meines Erachtens den Spielraum des Basses erheblich, etwa beim Flageolett und wird in der Praxis eine größere Rolle spielen als die tiefe H-Saite. Ich könnte mir auch vorstellen, das nächste Modell noch um eine hohe E-Saite zu erweitern. Das macht aber nur dann Sinn, wenn man den Bass wirklich als Soloinstrument begreift, weil diese beiden Saiten H und E doch die Frequenzdomäne der Gitarren sind. Daher vielleicht eher für experimentelle Weltmusik sinnvoll.
Klang
Der B-61 verfügt über einen großen, hinten ausgestellten Jumbokorpus, über den sich eine massive Zederndecke erstreckt. Dies machte vor allem Sinn, weil man die fünfte Saite (H) angemessen zur Geltung bringen wollte. Dadurch, dass diese Saite nun gegen eine hohe H-Saite ersetzt wurde, hätte man z. B. mit einer Sittka-Fichte als Decke auch liebäugeln können. Wäre ich noch jünger, würde ich dieses Modell neben ein paar anderen Verbesserungen in China in Serie fertigen lassen und statt Zeder dann Fichte verwenden. Ansonsten fördert das Zedernholz die Ausbildung von Obertönen, was bei diesem Instrument gut zur Geltung kommt. Hier würde ich den Bass konsequent auf Klassik trimmen. Daher Fichte statt Zeder als Decke!
Leider ist kein Preamp wie bei den meisten Akustikbässen verbaut worden. Im Grund genommen ist das auch redundant. In der Stegleiste befindet sich aber ein Nautilus Spectral Tonabnehmersystem mit Lautstärkeregler im Schallloch, so dass der Bass auch live verwendet werden kann, wenn auch die Klangregelung fehlt. Im Studio würde ich ohnehin nur ein Kondensatormikro verwenden, das den schönen warmen Klang des Instrumentes auch entsprechend auffängt. Alle Piezo-Tonabnehmer, die hauptsächlich in akustischen Instrumenten verbaut sind, können den wirklichen Klang des Instrumentes nicht wiedergeben. Daher sollte man lieber immer mit Mikro und nicht mit einem Piezo im Gepäck live spielen. Daher ist auch die fehlende Elektronik leicht zu verschmerzen.
Der Stanford ist ein akustischer Bass, der den Namen „Bass“ auch verdient. Es ist erstaunlich, zu welcher Tonübertragung dieses Instrument in der Lage ist. Liegt das vielleicht doch am ausgestellten Bauch hinten oder am Ebenholzgriffbrett? Von bisher einem Dutzend Akustikbässen ist dies mein erster Akustiker, der wirklich nach Bass klingt. Ich spiele im Moment Bronzesaiten der Firma Pyramid. Auch wenn bei Thomann die Negativkritiken vor allem wegen der Verfärbung an den Spielfingern groß sind, klingen sie doch erstaunlich obertonreich und tief hinabreichend. Ich bin ein großer Pyramidsaiten-Fan für akustische Instrumente geworden, unter anderem auch, weil diese in meiner Heimat Franken hergestellt werden.
FAZIT
Der Stanford B-61 CM5 macht den Namen „Akustikbass“ alle Ehre. Die meisten anderen Modelle, die heute fast alle in Fernost gefertigt werden, sind klanglich auf einem weitaus niedrigeren Niveau anzusiedeln. Wenn du einen Stanford- oder einen Furch-Bass angeboten bekommst, dann entscheidest du dich für ein hochwertigeres Instrument mit entsprechend guten klanglichen Eigenschaften. Du wirst den Kauf nicht bereuen. Und dann macht auch das Spielen viel mehr Freude und wird zum Erlebnis. Das trifft bei den meisten anderen Bassakustikern nicht zu, weshalb der Gebrauchtmarkt an Akustikbässen inzwischen inflationär ist. Wer mag schon mit einem Holzkarton Musik machen, auch wenn dieser nett aussieht. Wer billig kauft, kauft mindestens zwei Mal. Spare bitte nicht bei Instrumenten! Du verkaufst den Bass aus China wieder, weil er einfach nicht nach Bass klingt.
Für weitere Anfragen bitte ich um eine E-Mail. Der Bass ist im Moment unverkäuflich.