Tokai ALS62F Love Rock
Das vorliegende Modell ALS62F ist in China gefertigt und daher noch einmal um 150 % günstiger als eine in Japan produzierte Gitarre, trotz geflammter Ahorndecke und dem massiven Mahaghony-Body. Das grenzt schon fast an Unmöglichkeit. Die Les Paul Kopie ist im Spielgefühl und durch die beiden verbauten Vintage-Humbucker nahezu identisch mit einer Gibson Tribute, Gibson Studio, Gibson Traditional oder Gibson Standard. Der Vergleich mit einer Epiphone ist hier naheliegend. Abstriche muss man lediglich durch Verwendung von Jatoba anstelle von Palisander als Halsmaterial machen. Das Jatoba-Holz fühlt sich aber genauso warm und schmeichelnd wie Rosewood an und liegt nach meinem Dafürhalten über dem Niveau von Pao Ferro, was Fender Mexico gerne verwendet. Der Hals ist im geölten Zustand fast so dunkel wie Palisander und nicht so rötlich wie Pao Ferro, sondern mehr in Richtung Nussbaum. Das China-Modell ist ein unverfänglicher Einstieg in die Welt der Les Paul ohne nennenswerte Abstriche in Klang und Qualität in Kauf nehmen zu müssen. Ganz im Gegenteil.
Es sei noch erwähnt, dass diese Les Paul nicht gekämmert, sondern massiv aus zwei Teilen Mahaghony gefertigt ist, wie die Gibson Standard im übrigen auch. Das Gewicht ist daher ca. 4,1 KG.
Es gibt in Deutschland keinen Tokai-Vertrieb und solche Gitarren sind mehr Einzelstücke und als Neuware schwer zu bekommen. Meistens müssen sie direkt in Japan bestellt werden. Versandkosten, Steuer und Zollgebühren machen dies aber meist unrentabel.
Tokai ALS62F Love Rock – Die bessere Les Paul?
Die Tokai Les Paul-Nachbauten („Love Rock“) gelten in Musiker- und Sammlerkreisen als hervorragende Alternativen zu den Originalen von Gibson. Die Qualität hängt jedoch stark von der Serie und dem Produktionsjahr ab, weshalb ein direkter Vergleich von mehreren Faktoren abhängt:
1. Verarbeitung und Qualität
Tokai (höherpreisige Japan-Modelle): Tokai baut besonders in Japan hergestellte Modelle mit höchster Präzision. Die Verarbeitung, Auswahl der Hölzer (z. B. Mahagoni und Ahorn) und die Lackierungen (oft mit Nitro-Finish) sind auf einem Niveau, das an Gibson heranreicht oder es teilweise sogar übertrifft. Handwerkliches Können und Liebe zum Detail stehen bei den hochwertigen Tokai-Modellen im Vordergrund.
Gibson Standard: Gibsons Standard-Modelle sind nicht immer gleichbleibend in der Qualität. Insbesondere zwischen 2015 und 2020 gab es Kritik an der Verarbeitung, Lackierungen und den Hölzern, obwohl die Modelle seitdem wieder an Qualität gewonnen haben. Dennoch erreichen sie oft nicht die Liebe zum Detail, die Tokai in den höherpreisigen Modellen bietet.
Gibson Custom Shop: Die Custom Shop-Varianten von Gibson spielen in einer anderen Liga. Sie bieten Premium-Materialien, authentische Replikationen historischer Modelle und eine akribische Verarbeitung.Dennoch gibt es immer wieder Berichte über kleine Verarbeitungsmängel, die bei Tokai in den Japan-Modellen selten auftreten.
2. Klang
Tokai: Tokai ist bekannt dafür, den charakteristischen Les-Paul-Klang hervorragend zu reproduzieren. Die verwendeten Pickups (z. B. PAF-Klone) klingen oft warm und dynamisch, wobei der Klang je nach Serie und Modell leicht variiert. Viele Musiker empfinden Tokai-Modelle als klanglich „authentischer“ als einige neuere Gibson-Standards.
Gibson Standard: Gibson bietet den klassischen Les-Paul-Sound, der jedoch von den Pickups und der Hardware abhängt. Serienmodelle wie die Burstbucker oder 490R/498T-Pickups sind solide, aber manchmal als etwas weniger nuanciert beschrieben.
Gibson Custom Shop: Custom-Shop-Gitarren werden mit Pickups ausgestattet, die oft auf historischen PAFs basieren, und liefern somit einen besonders authentischen Vintage-Klang, der sehr fein abgestimmt ist. Hier haben sie einen Vorteil gegenüber den meisten Tokai-Varianten.
3. Preis-Leistung
Tokai (Japan): Hochpreisige Modelle von Tokai bieten ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis. Viele Musiker schätzen sie als „Geheimtipp“, da sie Gibson-Qualität zu einem günstigeren Preis bieten.
Gibson Standard: Gibsons Standard-Serie ist oft teurer als vergleichbare Tokai-Modelle und liefert nicht immer eine gleichwertige Verarbeitung oder Klangqualität.
Gibson Custom Shop: Diese Modelle sind deutlich teurer und sprechen Sammler und Profis an. Sie bieten hohe Qualität, sind aber preislich für viele Musiker weniger attraktiv.
4. Wertbeständigkeit
Tokai: Tokai-Gitarren, insbesondere ältere japanische Modelle, haben einen wachsenden Sammlerwert, erreichen jedoch nicht die Preise von Gibson. Dennoch bleiben sie auf dem Gebrauchtmarkt sehr begehrt.
Gibson Standard: Gibsons Standard-Modelle halten ihren Wert gut, auch wenn sie nicht die Investitionswerte eines Custom Shop oder einer Vintage-Gibson erreichen.
Gibson Custom Shop: Custom-Shop-Gitarren haben oft eine exzellente Wertstabilität und erzielen bei Sammlern hohe Preise.
Fazit
Die hochpreisigen Japan-Modelle von Tokai sind den Gibson Standard-Modellen in Verarbeitung und Preis-Leistung oft überlegen. Klanglich ist es Geschmackssache, wobei Tokai mit seinen PAF-Nachbauten sehr nah an den klassischen Les-Paul-Sound herankommt. Im Vergleich zu Gibson Custom Shop-Gitarren bieten Tokai-Modelle eine ähnliche Qualität, jedoch zu einem deutlich günstigeren Preis. Wer auf den Gibson-Namen verzichten kann, erhält mit Tokai eine fantastische Alternative. Für Sammler und Liebhaber echter Gibsons bleibt der Custom Shop jedoch das Nonplusultra. Ähnliches lässt sich zu den Fender-Replikaten von Tokai im Vergleich zu den Custom-Shop-Modellen von Fender sagen.